„Wenn der Knopf einmal gedrückt ist, gibt es keine Möglichkeit der Nachbesserung mehr“, schildert Martin Hopfe. Es sind eindringliche Worte, mit denen der erfahrene Diplom-Geologe die Tragweite des Momentes einer Brückensprengung beschreibt. Seit nunmehr 35 Jahren ist er in diesem Metier tätig. Als öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger im Sprengwesen hat Hopfe bereits zahlreiche große Projekte verantwortet – unter anderem auch die Sprengung der Pfeiler der alten Lennetalbrücke im Sommer 2017. Er weiß um die potenziellen Gefahren, aber auch um die enormen Vorteile, die mit dieser Art des kontrollierten Abbruchs von Bauwerken verbunden sind.
Von besonders großer Bedeutung sei in diesem Kontext der Faktor Zeit – gerade bei Autobahnbrücken. Eine solche Konstruktion mühsam Stück für Stück abzutragen, beanspruche sehr viel Zeit. Im Fall einer Sprengung stelle sich die Situation grundlegend anders und in vielerlei Hinsicht komfortabler dar: „Bis zum eigentlichen Termin, an dem wir die Brücke zu Fall bringen, können wir einen Großteil der Vorbereitungen treffen, ohne in den fließenden Verkehr einzugreifen. Auch die Zeitschiene der Lärm- und Staubbelästigung für die Menschen ist deutlich kürzer, da das Ganze dann letztlich recht schnell über die Bühne geht.“ Aus wirtschaftlicher Sicht seien Sprengungen ebenfalls zumeist die lukrativere Variante.
Hinzu komme schließlich noch – und das sei einer der entscheidenden Punkte – das Thema Arbeitsschutz. Zwar seien Gefahren natürlich niemals auszuschließen. Gravierende Vorfälle, bei denen hohe finanzielle Schäden entstanden oder gar Menschen zu Schaden gekommen seien, habe es aber bisher nicht gegeben. Die Sprengtechnik habe sich als absolut zuverlässige Abbruchtechnologie etabliert. „Das läuft alles sehr kontrolliert und berechnet ab“, unterstreicht der Experte. Die Frage jedoch, ob eine Brücke überhaupt gesprengt werden kann, hänge von vielen Faktoren ab – etwa von der umgebenden Bebauung und der gesamten Infrastruktur rund um die Brücke.
Die Anforderung an ausführende Fachkräfte sei es, ein absolutes Höchstmaß an Fachkompetenz zu verkörpern. Regelmäßige Schulungsprogramme, deren Absolvierung verpflichtend sei, sorgten dafür, alle Sprengberechtigten zu jeder Zeit auf den aktuellen Stand der Technik zu bringen. Erfahrung spiele in seinem Job eine immens wichtige Rolle, verdeutlicht Martin Hopfe. Die Arbeit dürfe aber nicht zur Routine werden, „denn genau dann fängt man an, unkonzentriert zu sein und Fehler zu machen. Man muss jeden Auftrag von Anfang bis Ende ernst nehmen und mit uneingeschränkter Aufmerksamkeit umsetzen.“
Bereits 1990 hat sich Hopfe mit der Thüringer Sprenggesellschaft selbstständig gemacht. Im Laufe der Jahrzehnte habe es immer wieder technische Veränderungen in Bezug auf den Sprengabbruch von Bauwerken gegeben, erklärt er. Das Grundprinzip, durch Bohrungen Laderäume für den Sprengstoff zu schaffen, sei jedoch immer gleich geblieben. Mittlerweile bestehe die Möglichkeit einer elektronischen Zündung via Computer. Als sehr gewinnbringend stuft Hopfe zudem eine ganz aktuelle Entwicklung ein: den Einsatz von Drohnen. Die Vogelperspektive eröffne ganz neue Optionen – nicht nur zwecks einer optisch ansprechenden filmischen Dokumentation von Abbrucharbeiten: „Mithilfe der Drohnen können wir den Gefährdungsbereich im Zuge der Sprengung gezielt überwachen. Das erhöht die Sicherheit und erleichtert die Abläufe.“
Spannende Erkenntnisse zu diesem Themenschwerpunkt verspricht auch ein Workshop im Rahmen der 40. Informationstagung Sprengtechnik in Siegen. Das Seminar findet am Donnerstag, 5. April, von 11 bis 15 Uhr im Berufskolleg Technik statt.
Foto: Alex Talash