Auf insgesamt drei Kilometern rollt der Verkehr zwischen Meinerzhagen und Lüdenscheid-Süd ab der Talbrücke Homert bis kurz vor der Ausfahrt seit dem 9. September 2021 über frisch verlegten Gussasphalt. Damit ist der erste von drei Bauabschnitten der Erhaltungsmaßnahme abgeschlossen. Insgesamt wird die Fahrbahn der A45 auf einer Länge von fünf Kilometern in beiden Fahrtrichtungen in unterschiedlichen Tiefen erneuert. „Je nach Zustand bauen wir die drei Schichten der Fahrbahn komplett neu auf“, sagt Andree Schmatloch, Bauingenieur in der Außenstelle Hagen der Autobahn Westfalen.
Die stählernen Aufbauten der Asphalt-Kocher glänzen im Sonnenlicht. Und das ist gut so, denn bei Regen lässt sich Gussasphalt nicht einbauen. „Dieser Asphalt ist sehr dicht“, erläutert Andreas Werth, der die Bauüberwachung an der A45-Baustelle übernommen hat. „Würde darunter Wasser eingeschlossen, könnte sich die Deckschicht nicht mit der darunter liegenden Binderschicht verbinden. Fahrbahnschäden wären so programmiert.“ Für die Autobahn Westfalen war es also entscheidend, dass die Sonne und die hohen Temperaturen endlich ein paar Tage zurückgekehrt sind. Für die Männer, die vor der gut zwölf Meter breiten Asphalt-Bohle arbeiten, macht es dagegen keinen Unterschied, ob die Sonne scheint oder nicht: Sie schwitzen angesichts des 200 Grad heißen Materials, das sie bis auf den letzten Rest aus den anliefernden Lkw kratzen, sowieso.
Bevor mit den drei Asphaltschichten und der anschließenden Markierung die Fahrbahn der A45 wieder verkehrstauglich gemacht wird, stehen bei einer solchen Erhaltungsmaßnahme grundlegende Arbeiten an. „Wenn wir die Fahrbahn erneuern, schauen wir natürlich auch nach rechts und links“, sagt Andree Schmatloch. Funktioniert die Entwässerung? Welchen Zustand haben die Straßenränder, die sogenannten Bankette? Entsprechen die Sicherungseinrichtungen noch dem geforderten Standard? 129 Seiten umfasst die Baubeschreibung, die dem Auftrag dieser Erhaltungsmaßnahme zugrunde liegt. Darin ist exakt beschrieben, was, wie und in welchen Zeiträumen gebaut werden soll.
Andreas Werth schaut derweil zu, wie drei Schaufeln Gussasphalt in bereitstehende Grillschalen gefüllt werden. Die Maschine hat die Stelle erreicht, an der in großen Buchstaben „Probe“ auf den Asphalt geschrieben steht. „Wir nehmen in regelmäßigen Abständen Materialproben, um sie im Labor auf die geforderte Qualität zu untersuchen“, erklärt der Bauüberwacher. Aus der 22 Zentimeter dicken Tragschicht und der darüber liegenden neun Zentimeter starken Binderschicht wurden Bohrkerne gezogen. Vom Gussasphalt, der die letzte drei Zentimeter dicke Schicht bildet, möchte man die Probe zerstörungsfrei nehmen – darum die Grillschalen.
Für Trag- und Binderschicht wurden an der A45 Nachtschichten eingelegt. Um die hohen Materialmengen anzuliefern, werden viele Lkw gebraucht. Und die sollten nicht im Stau stecken bleiben – also nutzte man die Zeiten, in den es auch auf der vielbefahrenen Strecke im Sauerland ruhiger wird. Für den Gussasphalt kommt die Nacht in dieser Jahreszeit dagegen nicht in Frage – wegen der Feuchtigkeit. „Gussasphalt ist eine Mimose, wenn es um den Einbau geht“, sagt Bauüberwacher Werth und zählt noch weitere „Empfindlichkeiten“ auf: Der Untergrund muss sehr eben sein, da nur drei Zentimeter Schicht aufgetragen werden. Gegossen wird am Stück über die ganze Fahrbahnbreite und mit möglichst wenig Nähten. Und weil die weiche Masse nicht gewalzt wird, ist in den ersten Stunden Betreten absolut verboten. Wenn die Decke aber einmal liegt, hält sie viel aus. „Dieser Asphalt schafft locker 25 Jahre“, sagt Werth. Andere Mischungen kommen bei entsprechender Verkehrsbelastung schon nach der Hälfte der Zeit an ihre Grenzen.
Foto: Autobahn GmbH