Lennetalbrücke: Absolute Premiere steht bevor

Fast 1.000 Meter lang und mit 30.000 Tonnen drei Mal so schwer wie der Eiffelturm – die Lennetalbrücke ist ein Bauwerk mit Format. Am 5. März wird der Koloss aus Stahl und Beton um knapp 20 Meter verschoben, heran an den Brückenzwilling, auf dem der Verkehr der A45 derzeit läuft. Ein einmaliger Vorgang in Deutschland. „1.000 Meter Brücke, das hat noch keiner verschoben“, ist Elfriede Sauerwein-Braksiek, Direktorin der Autobahn-Niederlassung Westfalen, stolz auf die Mannschaft der Außenstelle Hagen, die dieses Projekt gemeinsam mit dem Auftragnehmer Hochtief vorbereitet hat.

Knapp vier Jahre hat der Brückenüberbau, der nun auf den Verschub vorbereitet wird, seinen Dienst bereits auf Hilfspfeilern versehen. Während parallel die einteilige Bestandsbrücke abgerissen und eine neue Brückenhälfte gebaut wurde, rollten die täglich gut 90.000 Fahrzeuge, die die A45 zwischen Dortmund und Hagen nutzen, über den Neubau. Das Bauwerk war vor dem Abriss neben der alten Brücke errichtet worden. Nach Fertigstellung des Brückenzwillings in Fahrrichtung Dortmund sowie der 13 Pfeiler und zwei Widerlager für den Überbau in Richtung Frankfurt wird nun verschoben. Exakt 19 Meter und 15 Zentimeter rückt der Brückenkoloss nach Osten – und zwar sehr langsam.

„Eine Weinbergschnecke würde das Rennen gewinnen“, betont Michael Neumann, Projektleiter der Autobahn Westfalen. Verschoben wird die Brücke mithilfe von 15 Hydraulikaggregaten, die auf den 15 Verschubachsen montiert sind und das Bauwerk bewegen. Denn: „Die Brücke wird gezogen und nicht geschoben“, klärt Neumann auf. „Auch wenn wir immer vom Verschub sprechen.“ Anschub könnte allerdings der Wind geben, dem die Brückenhälfte mit dem stählernen Hohlkasten und den bereits montierten transparenten Lärmschutzwänden eine große Angriffsfläche bietet. „Damit wir da gegensteuern können, gibt es sechs Hydraulikaggregate, die einen Gegenzug aufbauen“, berichtet der Ingenieur.

Ob Schub oder Zug – die tonnenschwere Last muss sich leicht bewegen lassen. Um das zu gewährleisten, wurden zwischen den Hilfspfeilern und den endgültigen Brückenpfeilern Verschubbalken aus Beton eingebaut und Verschubschlitten montiert, auf denen die Brücke auf Teflonplatten gleitet. In den vergangenen Wochen ist die Brücke Stück für Stück angehoben und auf die Schlitten gesetzt worden. Eine Millimeter-Arbeit, damit der Überbau nicht beschädigt wird.

Allein starker Wind oder Frost könnten zum Verschieben des Verschub-Termins führen. Doch die Teams, die allein in die Planung dieses einmaligen Ereignisses tausende Arbeitsstunden investiert haben, sind zuversichtlich, dass die letzten Stunden am 5. März dazukommen. „Ob es an diesem Tag dann fünf oder zehn Stunden sind, darauf kommt es nicht mehr an“, unterstreicht Elfriede Sauerwein-Braksiek. „Hauptsache, die Brücke liegt am Ende an ihrem Platz.“

 

Hintergrund

Mit dem erfolgreichen Verschub sind die Brückenbauarbeiten nicht beendet. Das Bauwerk muss Pfeiler für Pfeiler auf die eigentlichen Lager umgesetzt werden. Diese Arbeiten finden unter der Brücke statt, sodass Verkehrsteilnehmer auf der A45 lange Zeit keine Arbeiten auf der Brücke sehen werden. Zudem müssen die Fahrbahnübergänge, die die Längsausdehnung der Brücke ausgleichen, eingebaut werden. Die Verkehrsfreigabe ist für Sommer 2021 geplant. Gleichzeitig mit der Lennetalbrücke ist die Sudfeldbrücke, die südlich der Großbrücke direkt anschließt, erneuert worden. Der Bund investiert rund drei Millionen Euro in den Neubau der Brücke über die Sudfeldstraße.

Foto: Autobahn Westfalen