Neue Optik für schnelleren Bau und höhere Sicherheit der A45

Hintergrund

Die neue A45 wird zukunftsfähig. Sie wird modern. Sie soll höchsten technischen Anforderungen entsprechen – und sie wird bunt! Ein ausgeklügeltes System von Farben und Formen soll den Verkehrsteilnehmern Orientierung und zugleich auch noch eine Reihe weiterer Vorteile bieten. Ludger Siebert, Leiter der Niederlassung Südwestfalen des Landesbetriebs Straßenbau NRW, erläutert den grundlegenden Anspruch: „Wir wollen einen Wiedererkennungswert erzeugen. Die Menschen registrieren dann sofort, dass sie sich gerade auf der A45 befinden und nicht irgendwo anders.“

Ein ausführliches Gestaltungshandbuch formuliert klare Richtlinien für das Aussehen und den Aufbau von Brücken und weiteren Bauwerken entlang des Autobahn-Verlaufs zwischen Dortmund und der hessischen Landesgrenze. Es setzt darauf, die einzelnen Abschnitte durch eine konsequente farbliche Markierung optisch klar voneinander zu trennen. Das hat zunächst einmal pragmatische Gründe, wie der Experte von Straßen.NRW erklärt: „Dadurch, dass die Farben nach einem bestimmten Muster wechseln, setzen wir richtige Landmarken. Das prägt sich ein.“ Hinsichtlich der Vorzüge des Gestaltungshandbuchs seien vor allem zwei Aspekte entscheidend. Zum einen hebt Siebert den Faktor Zeit hervor. „Durch die sehr klaren Vorgaben, an denen man sich orientieren kann, machen wir letztlich allen Beteiligten das Leben leichter. Wir sparen dadurch wertvolle Zeit bei der Planung und Genehmigung.“ Außerdem bringen die bunten Streckenabschnitte noch einen anderen Vorteil: „Viele Studien zeigen, dass ein solches Farbkonzept die Verkehrssicherheit erhöht. Die Fahrer sind einfach aufmerksamer. Gerade wenn man sehr lange unterwegs ist, wirken sich die Farbwechsel positiv auf die Konzentration aus.“

Konkret sieht das Handbuch eine Einteilung in drei Segmente vor. Der am Kreuz Westhofen beginnende nördliche Abschnitt der A45 erhält eine blaue Farbgebung – im Bereich von Stahlbauteilen der Brückenbauwerke, der Schilderbrücken und (als Farbstreifen) im unteren Drittel der Lärmschutzwandflächen bzw. als Füllung der Brückengeländer. Das „blaue“ Teilstück endet am Parkplatz Schwiendahl in Lüdenscheid. In gelber Farbe erstrahlen die Bauwerke im mittleren Bereich, der bis zum Parkplatz Löffelberg in Wenden führt. Besonderheit hier: Da sich die spezifische Brückengestaltung an der DB-Farbtonkarte orientiert und diese keine gelben Stahlbauten vorsieht, sind die Großbrücken in diesem Bereich grau und reduzieren sich auf kleinflächige Applikationen. Das Farbkonzept endet schließlich an der Grenze zu Hessen (Landeskroner Weiher). In diesem südlichen Abschnitt ist Rot die vorherrschende Farbe.

„Wir haben uns bei unseren Überlegungen ganz bewusst für die drei Primärfarben entschieden, um eben keine bestimmte Mode zu bedienen, sondern auch in einigen Jahren noch ein Konzept zu haben, das wir gut rechtfertigen können“, erklärt Ludger Siebert. Darüber hinaus regelt das Handbuch auch eine spezifische Staffelung der Blau-, Gelb- und Rot-Töne gemäß dem RAL-Farbsystem. Je nach genauer geographischer Lage erscheinen die jeweiligen Farben in helleren bzw. dunkleren Nuancen. 

Neben der Farbgestaltung präzisiert das Verzeichnis auch die Form der Bauwerke, die für die Erneuerung der A45 in den nächsten Jahren errichtet werden müssen. Vorgegeben ist zum Beispiel, dass die Stützweite zwischen den Brückenpfeilern und die Höhe der Brückenkonstruktion in einem ausgewogenen Verhältnis stehen. „Die Proportionen müssen einfach passen, sodass sich ein schlankes Gesamtbild ergibt“, unterstreicht Ludger Siebert.

Die Motivation bei allen Bemühungen rund um eine Aufwertung der A45 samt ihrer Brücken und Bauwerke sei sehr einfach: „Autobahnen zerstören die Landschaft nicht, sie prägen sie. Wir arbeiten an einem besonders positiven Gesamteindruck.“ Gerade die Brücken seien faszinierende Zeugnisse der Ingenieurskunst. Diese Gedanken spiegelten sich in der Arbeitsweise rund um den Neubau der Autobahn wider. Neben Funktionalität und Praktikabilität seien schließlich auch optische Ansprüche und umweltrechtliche Gesichtspunkte zu berücksichtigen. Statik und Architektur sollten miteinander harmonieren. Wichtig sei aber auch, auf Verschnörkelungen zu verzichten. In dem öffentlich ausgeschriebenen Gestaltungswettbewerb hatte sich letztlich der Darmstädter Jean-Jacques Zimmermann durchgesetzt. Ein fachkundiges Preisgericht würdigte den erfahrenen Architekten damit für sein ausgefeiltes und in allen Belangen überzeugendes Konzept. 

Foto: Straßen.NRW

Zum Hintergrund

Beim Start der Planungen für die A45 im Jahr 1957 war noch nicht abzusehen, dass die „Sauerlandlinie“ später einmal internationale Verbindungsaufgaben erfüllen würde. Heute fahren täglich rund 70.000 Fahrzeuge über die Autobahn, darunter etwa 16.000 LKW. Damit einher geht eine massive Belastung für die Tragfähigkeit. Im Normalfall sollten Brücken darauf ausgerichtet sein, 80 bis 90 Jahre lang zu halten.

Da das Verkehrsaufkommen damals aber natürlich wesentlich geringer war als heute, rechneten die Verantwortlichen seinerzeit nur mit rund 30.000 Fahrzeugen pro Tag. Insbesondere aufgrund der deutlich höheren Zahl an LKW müssen die 38 Großbrücken entlang der A45 sukzessiv erneuert werden. Insgesamt betreut Straßen.NRW circa 10.000 Brücken.