Gemeinsam mit Statik- und Stahlbauexperten werden in der kommenden Woche die notwendigen Maßnahmen im Detail geplant und koordiniert. Diese Arbeiten laufen parallel zur weiteren Prüfung der Brücke sowie der Neubauplanung. Auch die Installation einer Schrankenanlage, die Lkw an der Überfahrt der Talbrücke hindern soll, wird beauftragt. „Wir arbeiten mit Hochdruck daran, den Pkw-Verkehr wieder auf die Brücke zu bringen, um so zumindest eine teilweise Entlastung für die umliegenden Städte und Gemeinden zu schaffen“, sagt Elfriede Sauerwein-Braksiek, Direktorin der Niederlassung Westfalen der Autobahn GmbH des Bundes. Die Verkehrssituation und die Frage, wie man schneller in den Bau kommt, sollen bei einem Spitzengespräch, das die Autobahn Westfalen für nächste Woche initiiert, mit den Beteiligten in der Region und dem Land NRW besprochen werden.
Stahlbleche zur Verstärkung
Die Talbrücke Rahmede weist Schäden im Stahlbau auf und soll mit Hilfe einer Not-Verstärkung so instandgesetzt werden, dass der Pkw-Verkehr das Bauwerk wieder nutzen kann. Dazu werden an die fünf Meter hohen Stahlbleche rechts und links der stählernen Fachwerkkonstruktion Stahlplatten angeschraubt, die die Verformungen in der teilweise nur einen Zentimeter dicken Stahlwand reduzieren. „Mit dieser Not-Verstärkung können wir zwar nicht den ursprünglichen Zustand herstellen, erhöhen aber die Tragfähigkeit wieder soweit, dass Pkw über die Brücke fahren können“, erklärt Projektleiter Michael Neumann von der Autobahn-Westfalen-Außenstelle Hagen. Gemeinsam mit Stahlbau-Experten und Statikern hatten die Ingenieure der Autobahn Westfalen die ersten Ergebnisse der seit Donnerstag (2.12.) laufenden Untersuchungen bewertet und bestätigt, dass ohne eine Not-Verstärkung kein Verkehr auf der Brücke zugelassen werden kann. „Hier geht Sicherheit eindeutig vor“, sagt Elfriede Sauerwein-Braksiek. Die Niederlassungs-Direktorin weiß aber auch, was die Entscheidung zur Sperrung für die Region bedeutet: „Wir haben darum alles darangesetzt, das Bauwerk zumindest für Pkw wieder zu öffnen.“
Mindestens 80 Felder müssen an den über 400 Meter langen Brückenträgern nun bearbeitet werden. Besondere Herausforderung ist dabei nicht nur die Krümmung der Brücke, die in ihrer Lage eine Kurve beschreibt, sondern auch die Jahreszeit. „Unter der Brücke ist es immer kalt und feucht“, beschreibt Michael Neumann den Aufwand der Maßnahme. „Für die Arbeiten bedeutet das, dass die Teams häufig wechseln müssen.“
Zeitgleich zu den Planungen der Not-Maßnahme wird das Bauwerk weiter untersucht. Dabei müssen Schweißnähte von Korrosion befreit und anschließend mit Hilfe eines speziellen Verfahrens auf Risse überprüft werden. „Bei diesen Untersuchungen wurde bisher festgestellt, dass die Schweißnähte in Ordnung sind“, sagt Neumann mit Blick auf das fragile Bauwerk. „In vielen Bereichen haben die Ingenieure, die die Brücke in den 1960er Jahren geplant haben, die Statik damals ausgereizt.“ Das bedeutet: Die enormen Steigerungen der Verkehrslasten in Menge und Gewicht haben das Bauwerk an die Belastungsgrenze gebracht.
Monitoringsystem installiert
Neben den Verstärkungsmaßnahmen wird das Bauwerk über die Rahmede künftig kontinuierlich beobachtet. „Wir werden ein Monitoringsystem installieren, das Bewegungen am Bauwerk sofort meldet“, erklärt Michael Neumann. Ein ähnliches System ist bereits an der A43-Brücke über den Rhein-Herne-Kanal installiert. Auch die geplante Schrankenanlage, die künftig Lkw daran hindern soll, die Brücke zu überfahren, hat bereits ein Vorbild an der A43. „Ohne diese Schranke lässt sich nicht verhindern, dass Lkw über die Brücke fahren“, sagt Elfriede Sauerwein-Braksiek.
Für die Neubauplanung hat die Autobahn Westfalen bereits Kontakt mit den unmittelbaren Anliegern aufgenommen, um zum Beispiel Baugrunduntersuchungen und Vermessungsarbeiten durchführen zu können. „Wir müssen für eine schnelle Planung alle mit ins Boot holen, um langwierige Verfahren abzukürzen“, hofft Elfriede Sauerwein-Braksiek in diesem Punkt nicht nur auf Unterstützung der Verbände und Behörden in der Region sondern auch aus den Reihen der Politik. „Ein normales Verfahren, das acht bis zehn Jahre dauert, können wir den Menschen hier nicht zumuten.“
Kontakt: Susanne Schlenga, Telefon: 015201594027, susanne.schlenga@autobahn.de